WOST = Wochenstundentafel

Im folgenden Abschnitt möchte ich aufzeigen, wie sich die wöchentliche Lektikonenzahl auf den verschiedenen Schulstufen in den letzten Jahren verändert hat.

Es stellt sich dabei die Frage, ob in unserem Schulsystem die Grundsätze von Johann Heinrich Pestalozzi noch genügend Rechnung getragen werden. Der Gründer der Volksschule plädierte eine Bildung, welche Kopf, Herz und Hand in gleichem Masse einbezieht. Sein Ziel war eine ganzheitliche Volksbildung. Ich glaube, dass dieses Anliegen noch heute berechtigt ist. In der täglichen Arbeit und in Gesprächen mit Kolleg/innen stelle ich jedoch fest, dass in den letzten Jahren ein riskantes Ungleichgewicht entstanden ist. 


Hier nun eine grobe Zusammenfassung der Veränderungen in den Wochenstundentafeln im Verlaufe der letzten 20 Jahre:

Primarschule

  • Auf der 3./4. Primarklasse 
    • wurden die gestalterischen Fächer (Werken, Handarbeit) von 4 Lektionen auf 2 Lektionen pro Woche gekürzt.
    • wurde das Fach Mathematik von 5 auf 4 Lektionen gekürzt.
    • wurde das Fach Englisch mit 3 Wochenlektionen eingeführt.
  • Auf der 5./6. Primarklasse 
    • wurde das Fach Englisch mit 2 Lektionen eingeführt.
    • wurde das Fach Musik von 2 auf 1 Lektion reduziert.
    • wurde das Fach M&U von 4-5 auf definitiv 4 Lektionen festgelegt.


Fazit:

  1. Auf der 3./4. Klasse müsste wahrscheinlich die praktische Arbeit wieder stärker betont werden. Praktische Tätigkeiten fördern das Vorstellungsvermögen, verbinden verschiedene Fachbereiche, lockern auf, fördern Genauigkeit, Sorgfalt und Ausdauer. Zudem sollte auch die Mathematik 5 Lektionen umfassen, also jeden Tag im Unterricht "Thema" sein...
  2. Auf der 5./6. Klasse werden 9 Lektionen Sprache unterrichtet. Zu viel ist ungesund!
  3. Die Sprachlastigkeit auf der Primarstufe benachteiligt die Knaben, welche in der Entwicklung gegenüber den Mädchen rund 1.5 Jahre (vgl. R. Largo, Jugendjahre)  zurück liegen!
  4. Im Bereich der Mathematik fehlt die Übungsphase, wie viele Primarlehrpersonen sagen. Gewisse Inhalte müssten jedoch automatisiert sein; ist dies nicht so, dann fehlt das tragende Fundament!
  5. Ziel müsste es sein, in den Bereichen Mathematik und Deutsch wieder vermehrt Schwerpunkte zu setzen. Wenn auf der Oberstufe auf die Schwächen der Schüler/innen reagiert wird, ist es schon zu spät. Es ist dann Symptombekämpfung; das Problem wurde nicht an der Ursache gelöst!


Sekundarstufe 1 (Gemeindeoberstufen)

  • Die WOST der Realschule wurde an die WOST der Sekundarschule angepasst. Früher hatten Realschüler/innen mehr Werken und Handarbeit! Diese Setzungen wurden dann auch für die neuen Niveaus A-C übernommen. Die WOST im Niveau D war recht offen formuliert. Die Lehrpesonen hatten einen grossen Handlungsspielraum.
  • Die WOST in der 7. und 8. Klasse hat sich kaum verändert.
  • Im 9. Schuljahr wurden in den letzten 10 Jahren einige tolle Neuerungen vorgenommen.

 

Fazit:

Sehr positiv zu bewerten und unbedingt beizubehalten sind meiner Ansicht nach folgende Fächersetzungen auf der Sekundarstufe 1:

  • Wahlfachangebot im 9. Schuljahr (berufsspezifische Spezialisierung)
  • Projektunterricht im 9. Schuljahr (selbstständiges, autonomes Lernen)
  • Förderlektion im 9. Schuljahr (evtl. auszubauen, fördert Lernkompetenz)